In dem Zeitraum zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert (v. Chr.) wurde eine grosse Anzahl von neuen Städten entlang der Mittelmeerküste und entlang der Küste des Schwarzen Meeres gegründet. Diese neuen Städte waren Teil der Kolonisierungsbewegung, die von Stadtstaaten in Griechenland und Phönizien gefördert wurde. Die griechischen Kolonien (apoikiai) wurden in einem hoch entwickeltem und aufwendigen Prozess gegründet, indem man Menschen und Bräuche vom Vaterland auf eine neue Überseeseite übertrug. Obwohl die neu gestalteten poleis (Stadtstaat, Kolonien) von ihrem Heimatstädten (metropoleis) institutionell und politisch unabhängig waren, orientierten und formten sich diese Kolonien nach ihren Gründern. Auch wenn das Verhältnis mal kooperativ mal konkurrenzbetont war, pflegten Kolonien und Heimatstädte gleichermassen das Verhältnis auf verschiedene Art und Weise, politisch als auch kulturell. Die Konsequenz dieses Ablaufes war, dass die griechische Welt sich bedeutsam ausdehnte. Ausserdem wurde das Netzwerk aus politischer, religiöser und persönlicher Loyalität und Identität zwischen den verschiedenen griechischen Städten gestärkt.
Es gab verschiedene Gründe für die Kolonisationsbewegung in der archaischen Zeitspanne (750-490 v. Chr.). Der Mangel an natürlichen Ressourcen in Griechenland, besonders der Mangel an Metallen (Zinn, Kupfer), Holz und Lebensmitteln (Getreide und Fisch) veranlasste viele am Meer liegenden Staaten nach solchen Rohstoffen überall im und ausserhalb des Mittelmeerraums zu suchen. Die Suche nach solchen Materialien verschaffte den griechischen Staaten Informationen über günstige Orte für Landwirtschaft und Besiedlung. Langfristig gesehen waren demografische Belastungen in den Heimatstädten wichtiger. Konkurrenzkampf über die Kontrolle der besten Lagen führte zu zerstörenden Konflikten zwischen den griechischen Städten selbst und zwischen den Griechen, Phöniziern und Etruskern. Letztendlich zwang der inländische Streit (stasis) in der Heimatstadt und der ausländische Druck (zum Beispiel die Ausdehnung des persischen Imperiums) viele Gemeinden dazu Rettung in der Gründung einer Kolonie zu suchen.
Typischer Weise beschloss die Heimatstadt die Gründung einer neuen Kolonie und organisierte die Bemühungen darum, aber Manchmal waren auch einzelne Personen innerhalb der "polis" verantwortlich. Zunächst musste einmal der Gründer der Kolonie (oikistes) bestimmt werden, genauso wie die Ansiedler selbst. Die Motive der Siedler waren unterschiedlich und nicht alle kamen freiwillig in die neue Welt. Üblicher Weise wurde das Orakel von Delphi konsultiert bevor man den Umzug unternahm. Tatsächlich lieh Delphi seine religiöse Autorität nicht nur eindeutig schwierigen Entscheidungsfragen, sondern bot auch wichtige Informationen bezüglich möglicher Lagen und hat vermutlich sogar versucht Einflussbereiche zu definieren. Planen war wichtig: Die ausgewählte Lage wurde sorgfältig inspiziert und die neuen Städte wurden nach geometrischer Struktur angelegt. Die ursprünglichen Siedler erhielten ungefähr gleiche Anteile an städtischem und landwirtschaftlichem Land (klaroi).
Die Beziehung zwischen Siedlern und einheimischen Völkern entwickelte sich auf verschiedene Weisen. Manchmal entwickelte sich eine symbolische Beziehung, welche friedlichen Handel und eine Trend zur Hellenisierung ermöglichte. Manchmal behaupteten die Kolonien sich militärisch und weiteten ihr Gebiet offensiv aus. Aus vielen Gründen, einschließlich interner Streits, lokalem Widerstand und unbeliebter Platzierung, versagten einige Kolonien kläglich. Im Westen kam Kolonisation 540 (v. Chr.) zu einem Ende, als eine Koalition von Etruskern und Karthagern eine griechische Flotte in der Seeschlacht von Alalia (vor der Küste Korsikas) schlugen. Im Osten wurde Kolonisation beendet, als die Perser ihre Kontrolle über den östlichen Mittelmeerraum und das Schwarze Meer verfestigten.
Die Kolonisation war von starkem Wettstreit zwischen individuellen griechischen Staaten (unter vielen Konflikten zerstörte zum Beispiel Croton seinen griechischen Nachbarn Sybaris völlig) und zwischen den Griechen und Phöniziern/Karthagern charakterisiert. Auf dem Spiel stand nicht nur der Zugang zu Ressourcen (Korn, Fisch, Metalle etc.), sondern auch die Möglichkeit demographischen Druck im Heimatland zu entschärfen. Nach den archäologischen Belegen zu urteilen trug Kolonisation allgemein zur Verstädterung des Mittelmeerraumes bei, hob die Lebensstandards und förderte die Verbreitung griechischer Kultur und griechischer Ideen.
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