Bis zum Ende des 1. Jh. n. Chr. hatten die Römer die gesamte Mittelmeerwelt erobert und befriedet. Dass nun die eroberten Gebiete die lateinische Sprache und die politischen Institutionen der Römer annahmen, hätte nicht zwangsläufig so verlaufen müssen, dennoch geschah genau das vor allem in den westlichen Provinzen. Die Bevölkerung Nordafrikas und Europas (westlich des Rheins und südlich der Donau)erlernte die Sprache und erbaute Städte nach römischem Vorbild. Zeugnisse dieses Wandels lassen sich bis heute in den Überresten von Monumenten und sehen und in den romanischen Sprachen auf Grundlage des Lateinischen von Portugal bis nach Rumänien hören. Die folgenden Karten zeigen diese sprachlichen und kulturellen Veränderungen und versuchen einige Erklärungen zu geben.
Das Modul gliedert sich in drei Teile:
Im ersten Teil wird die Romanisierung anhand des immensen Wachstums der Zahl römischer Bürger so wie der Herkunft von Senatoren, Kaisern und wichtigen Autoren der lateinischen Literatur in Form von Karten veranschaulicht.
Im zweiten Teil messen wir das Ausmaß der Romanisierung anhand von zwei Faktoren: die Dichte von lateinisch-sprachigen Inschriften und die Dichte von demjenigen urbanen Element, das für die römische Kultur essentiell ist, dem Theater.
Im dritten Teil wenden wir uns dann einer Fallstudie zu: Die Romanisierung der Provinz Gallien.
Weswegen begannen die Menschen, Latein zu sprechen, sich nach römischer Art zu kleiden, und wie die Römer zu leben? Viele der Provinzbewohner wurden wohl von dem dauerhaften Frieden, den die Römer im gesamten Mittelmeerraum verbreiteten, angezogen, von den verbesserten Lebensstandards (Aquädukte, Theater, etc.) oder den Vorteilen des Lebens unter römischem Gesetz und/oder von der Chance, bis zu den höchsten politischen Ämtern im Reich aufzusteigen. Das Kartenmaterial hier zeigt die Verbreitung solcher Institutionen auf.
Romanisierung war keinesfalls überall homogen. Die wissenschaftliche Erforschung der Romanisierung legt ihren Fokus auf die Eliten und auf städtische Gebiete, wo die Quellenlage am reichhaltigsten ist. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass die indigenen und lokalen Kulturen nie ganz verschwanden. Nichtsdestoweniger gibt es allen Grund anzunehmen, dass die römischen Werte tatsächlich von den provinziellen Eliten der Antike angenommen wurden und die moderne europäische Identität dem Prozess, den wir "Romanisierung" nennen, Viel zu verdanken hat.